Warum Schreiben manchmal genauso störrisch ist wie das liebe Pfotentier …

ICHWILLICHWILLICHWILL einen tollen Artikel für meinen Newsletter schreiben. Ich schnappe mir eine Tasse Kaffee und meine Katze und transportiere beide auf die Couch (ich habe gelernt: nirgends schreibt sich ein Freewriting schlechter als am Schreibtisch, der mich fordernd mit seinen viereckigen Erwartungs- und Ergebnis-Augen ansieht). Mögen mich der Kaffee von innen und die Katze von außen wärmen bei diesem ersten kühlen Herbstlüfterl.

Ok, Schreiben, und zwar JETZT. Was Gutes, was Brauchbares, was Schönes. Aber WAS? Mein Bleistift grübelt sich in das Papier, aber nichts Sinnvolles will kommen. Die Katze, soeben noch selbstzufrieden auf meinem Schoß schnurrend, ist unmotiviert abgesprungen und schärft nun mit ihrem „Ach-ich bin-so-harmlos und süß“-Blick die Krallen an den Holzbeinen des Esstischs – mit Tiefgang, versteht sich und bleibenden Spuren – um dann – wichtig, wichtig – durch die Katzenklappe nach draußen zu verschwinden: Morgen-Patrouille durch den Garten.

Schreibfluss weg, Katze weg.

ICH WILL ABER einen tollen Artikel für meinen Newsletter schreiben. JETZT! ICH WILL die Katze streicheln und von ihr angeschnurrt werden. JETZT! Aber nein, beide Objekte meiner Begierde strafen mich mit Abwesenheit und Missachtung.

Mein Schreiben ist genauso störrisch wie die Katze – sobald ich es kleinkriegen, auf Kommando gefügig machen will, entzieht es sich. Aber! Wenn ich am wenigsten damit rechne, überrascht es mich auf Samtpfoten und wird zu einem riesigen Geschenk.
Meine Katze liebt Beständigkeit und ein verlässliches Umfeld, in dem sie sich entfalten, gebärden und austoben kann. So liebt es auch das Schreiben, seinen regelmäßigen, verlässlichen Zeitrahmen zu bekommen – in dem es sich manchmal zurückhaltend und von seiner schleppenden Seite zeigt, das gilt es auszuhalten. Schließlich müssen auch die Seiten für den Papierkorb irgendwann geschrieben werden. Aber dann gibt es auch die Momente, in denen es über mich hereinbricht – mit einer Spontaneität und einem Überschwang, dass meine Finger kaum nachkommen. 

Langen Schreibens kurzer Sinn? Wir Schreiberlinge müssen herausfinden, was unser Schreiben braucht, um sich wohl zu fühlen. Ihm Raum und Zeit zur Verfügung stellen und es sonst soweit als möglich wieder loslassen. Heißt – sich auf seine vier Buchstaben setzen und schreiben. Und wenn so gar nichts daherkommen mag, dann schreibe ich genau darüber: dass nichts kommt, dass Schreiben blöd ist, dass die Katze genauso störrisch ist wie mein Stift. Und schau einfach, wohin mich diese „unrühmliche Gedankenentleerung“* auf dem Papier hinführt. Ohne Erwartungs- und Ergebnisdruck, sonst hat die Schreibkatze keine Chance, mich zu überraschen. Super geht das in einer Schreib-Session mit Gleichgesinnten und an einem neutralen, inspirierenden Ort. Regelmäßige Co-writing-Sessions gibt es morgens und abends im be your story-Space: zu den Terminen

Die echte Katze ist übrigens auch zurückgekommen und jagt nun mit matschigen Pfoten ihrem eigenen Schwanz nach. Ein äußerst expressionistischer Kreistanz, der mich unverhofft zum Lachen bringt. Bei der Gelegenheit fällt mir wieder ein Youtube-Video ein. Eine herrlich komische Karikatur über Katzen- und Hundegehabe, gespielt von Menschen.

Autorin: Bettina Fürlinger